Saisonauftakt 2014/2015! Nix besonderes. Der Kern war zusammengeblieben, ergänzt mit ein paar neuen Gesichtern. Ein paar kannte man bereits, ein paar musste man eben noch kennen lernen. Aus der Masse hervor stachen lediglich zwei, offenbar aus Afrika stammende Spieler. Adam und Tschierno. Adam, Adama? Wie war das doch? Tschierno oder Thierno? Nguyen? Wie unser Turner, der bei Olympia zweimal Silber geholt hatte? Nein! Thierno Niang!


Es sollte nicht lange dauern bis sich Thierno einen Namen bei uns gemacht hatte. Nicht nur weil er ein hervorragender Fußballer war. Schnell! Motiviert! Eine unglaubliche Ballbehandlung! Immer Zug zum Tor! Nein! Auch menschlich war er ein Riesengewinn für das Team! Das Deutsch war zwar anfangs noch schwer, aber das war egal! Fußball war unsere gemeinsame Sprache. Der Ball war unsere gemeinsame Leidenschaft. Er lachte beim Spielen und wir lachten mit ihm.

Schließlich war es soweit! Sonntag, 14. September 2014! Pflichtspieldebüt für Thierno Niang! Direkt sein erstes Spiel ist eines deren, die ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen werde. Wir spielten zuhause gegen die SG Herrenalb und es deutete nicht wirklich viel darauf hin, dass das Spiel zu unseren Gunsten entschieden werden würde. Ein verschossener Elfmeter, der verletzungsbedingte Ausfall von Nico und ein 0:1-Rückstand nach siebzig Minuten. Es schien aussichtslos, nix lief zusammen, das Glück war nicht auf unserer Seite. Aber wir hatten einen Trumpf im Ärmel. Thierno! Aus dem Nichts schoss er direkt in seinem ersten Spiel seinen ersten Treffer und legte fünfzehn Minuten später auch noch das zweite Tor auf. Thierno hatte seine Visitenkarte abgegeben; er machte uns stärker und wir machten ihn stärker. So wie es sein sollte!

Sonntag, 21. September 2014! Eines der wohl denkwürdigsten Spiele meiner Karriere! Durch seine gute Leistung im ersten Spiel war Thierno direkt aufgerückt zur ersten Mannschaft, musste zunächst jedoch erstmal auf der Bank Platz nehmen. Es war ein Spiel der Gegensetze. Wir waren keinesfalls gut in die Saison gestartet, hatten als Absteiger gerade einmal vier Punkte aus den ersten fünf Partien geholt ... und Palmbach stand ganz oben in der Tabelle, war Titelkandidat und sollte am Ende auch als Meister direkt aufsteigen. Trotz 1:0-Führung lagen wir schließlich 1:2 zurück. Die vierte Niederlage im sechsten Spiel drohte. Letze Hoffnung? Geballte Offensivpower! Thierno kam und es folgten abermals legendäre zwanzig Minuten. Er gab der Mannschaft einen Impuls nach vorne zu spielen, immer wieder, nie aufgeben und es gelang uns, wir schafften es. Der 2:2-Ausgleichstreffer fiel! Wahrscheinlich hätte nahezu jeder der es mit dem SCN hielt sich in diesem Moment den Abpfiff gewünscht, einen Punkt beim Tabellenführer. Super! Aber Thierno wollte mehr! Er wollte gewinnen, nahm den Ball aus dem Tor und schaffte es mit nur zwei Worten bei mir heute noch Gänsehaut zu verbreiten: „Always win! Always win!“. Er ließ seinen Worten Taten folgen! Ich habe es heute noch genau vor Augen, wie er den Ball auf der rechten Seite bekommt, annimmt und losläuft. Mit seinem unverwechselbaren Laufstil tankte er sich an mehreren Abwehrspielern vorbei, schaute in die Mitte und spielte auf den völlig freistehenden Adama! 3:2! 3:2!! Könnt ihr euch das vorstellen? Der am Ende der Tabelle stehende SC Neuburgweier hat gerade das Spiel gedreht. Gegen den Tabellenführer. Wir haben gewonnen und wir gewannen von dort an weiter! Am Ende waren es elf Siege mit nur einem zwischenzeitlichen Unentschieden! Also fast always gewint und definitiv eine Serie, die ohne Thierno’s Worte und Taten wohl niemals zustande gekommen wäre!

Es folgte eine schier unglaubliche Zeit mit ihm! Erfolge, Misserfolge und vor allem jede Menge Spaß! Ich erinnere mich an ein 9:3-Sieg in Oberweier mit zwei Toren und zwei Torvorlagen von ihm, aber auch an Katastrophenspiele wie die 0:1-Niederlage beim Tabellenschlusslicht TSV Etzenrot. An einen 3:1-Sieg gegen Sulzbach, wo er mit zwei Torbeteiligungen zu glänzen wusste, aber auch an einen 3:2-Sieg gegen Spessart, wo andere die Tore für ihn erzielten.

Mit der Zeit lernten wir jedoch auch eine andere Seite von ihm kennen. Seine private Seite. Er erzählte von seiner schweren Zeit in Gambia, wie er letztendlich nach Deutschland gekommen war und was seine Ziele seien. Man merkte, dass mehr in ihm steckte, als einfach nur ein Mensch, der mit Fußball glücklich war. Er wollte die deutsche Sprache erlernen, einen Job finden, Geld verdienen, seine Freundin mal für ein paar Wochen nach Deutschland einladen. Er wollte sich ein Leben aufbauen und selbstverständlich wollten wir ihm dabei helfen!

Mit der Zeit konnte er sich außerhalb des Platzes immer besser verständigen. Er bekam über Deniz einen Job im Aposto, arbeitete sich dort Stück für Stück hoch, erlernte die deutsche Sprache bis fast hin zur Perfektion und zog bald in seine eigene kleine Wohnung nach Karlsruhe. Thierno hatte sein Ziel erreicht, er war endgültig in Deutschland angekommen!

Am 21. März 2015 sein vorerst letztes Spiel! Zum Zeitpunkt des Anpfiffs wusste es noch keiner, doch das Derby gegen die FT Forchheim sollte Thierno’s vorerst letztes Spiel für den SCN werden. Vorerst eine Verletzung, später dann die Arbeit bremsten ihn aus. Aber was gibt es besseres als mit einem 2:0-Derbysieg seine fußballerische Karriere zu beenden? Nebenbei bemerkt, der Torschütze zum 2:0-Endstand natürlich? Thierno Niang!

Trotz allem gerieten wir bei ihm nie in Vergessenheit! Ganz im Gegenteil. Sobald es seine Arbeit zuließ kam er zu uns, unterstützte uns, fieberte von draußen mit, sowohl bei der zweiten, als auch bei der ersten Mannschaft. Er ist ein Teil unserer Gemeinschaft geworden! Er war bei vielen Mannschaftsausflügen dabei, fuhr mit uns zum ersten Mal in seinem Leben Achterbahn und hielt auf der Weihnachtsfeier eine herzergreifende Rede, die fast jedem die Tränen in die Augen trieb. Mit im zuhörenden Publikum übrigens seine aus Amerika gekommene Freundin.

Man könnte wahrscheinlich ein ganzes Buch über Thierno Niang und seine Beziehung zum SC Neuburgweier verfassen, wahrscheinlich gleich zwei Bände eines unglaublichen Liebesromans und je mehr man die gemeinsame Zeit Revue passieren lässt, desto schmerzlicher ist es, dass er uns nun wieder verlassen wird.

Ja! Er wird Deutschland verlassen, zurückkehren nach Afrika und von dort aus versuchen eine Einreisegenehmigung in die USA zu seiner Freundin zu erhalten. Allerdings Thierno, ist es völlig egal, wo du dich befindest und was du machst, in unserem Herzen wirst du für immer bei uns sein! Der SC Neuburgweier wird für dich immer ein Stück Heimat bleiben und völlig egal wann du hier her zurückkehrst, wir versprechen dir, dass wir da sind und dich mit offenen Armen empfangen werden. Du hast bei uns in Deutschland bewiesen, dass du ein aufgeschlossener, lernbegieriger und erfolgsorientierter junger Mann bist und wir sind felsenfest davon überzeugt, dass du auch deinen weiteren Lebensweg erfolgreich bestreiten wirst. Egal, was auf dich zukommt, verspreche uns bitte, dass du immer weiter kämpfen wirst. Wir sind absolut überzeugt davon, dass du alles im Leben erreichen kannst, lebe deine Träume und denke immer dran:

You’ll never walk alone!

Deine zweite „Familie“,

der SC Neuburgweier!

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